Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

124 — Auf der Hotzeilsreiſe.

damit ih den zerriſſenen Riemen wieder befeſtigen kann, nux auf eine Minute, Signori !“

Die erſten Häuſer von Meta tauchten bereits aus dem dunklen Grün der Granatbäume auf, die in großen Grub= pen in- den Gärten des fleinen Städtchens wuchſen. Ein gewaltiges Blechſchild mit einem ſ{le<t gemalten Wein= glaſe darauf und der Unterſchrift: „Albergo della bella vista“ ftre>te fich an langer Eiſenſtange weit in die Straße hinein, drohend, jeden Reiſenden aufzuſpießen , der es verz ſäume, in der „Herberge zur ſchönen Ausſicht“ einen kühlen Trunk zu nehmen. Vor dem Blechſchilde paririe der Coc= hiere denn au ſeine ungeduldigen Pferde.

„Wollen die Herrſchaften abſteigen?“ fragte er mit verſhmißtem Lächeln. „Dex Wein des Gianino Orengo iſt zu empfehlen — und die Sonne macht heiß.“

Erna lo>te der Anbli> des Gartens mit der Ausſicht na<h dem Biadukt Ponte Maggiore, ſie ſprang vom Wagen herab, und die Herren folgten ihr.

Als- Erna den mit großen bunten Thonkacheln gebfla= ſterten Flux des Albergo betrat, blieb ſie einen Augenbli> ſtehen. Ein unſagbares Gefühl, faſt wie ein ſtehender phyſiſhex Schmerz tief im Junern, übexkam ſie. Jhr ſchwindelte, ihr war plößlih, als ſenke die Steinwölbung ſich auf ſie herab und wolle ſie erdrüden. Sie mußte ih zuſammenraffen, um weiter ſchreiten zu können. Zum Glüd hatte Egon dies momentane Unwohlſein niht bez merkt, und ſie wollte ihn ja nicht ängſtigen!

Sm Gauten der Trattoria ſtanden drei Lauben, ſo dicht vom Weine umrankt, zwiſchen dem hellviolette und purpux=