Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

126 Auf der Hochzeitsreiſe.

her? Aus dem Feldzuge hatte er es niht mitgebra<t, das war eine Nothlüge von ihm. — E

„Dex Wagen wartet unter den Oliven an der Marina, gnädiges Fräulein |“ ſagte jet eine helle Männerſtimme, die man während der eingetretenen Pauſe ganz deutlich hören fonnte, in der Laube nebenan. „Befehlen Sie, daß ih ihn holen laſſe?“

„Jh danke, Herr Graf,“ thnie die Antwort zurü>; „es iſt mir wie Mama nur angenehm, einige Schritte zu Fuß gehen zu können!“

Schritte knixſchten im Sande und Frauenkleider ſtreiften rauſchend das Weinlaub. Drei Perſonen gingen an dem Tiſche vorüber, an dem Plettow, Erna und Detern ſaßen. Zwei Damen waren es, eine ältere am Arm einer jungen, Beide dunkel gekleidet. Cin Herr ſchritt hinter ihnen, ſlank und hoh, mit dem Embonpoint eines Lebemannes und der Haltung eines Ariſtokraten. Er trug die Man=tillen der Damen über dem rechten Arm und ſtüßte ſich leicht auf einen Bergſto>. Die Drei ſchritten geradeaus, ohne die Jnfaſſen der erſten Laube zu ſehen.

Jn die Wangen Egon's war die Farbe noh niht zU= rüd>gefehrt. Sicher, er litt ſchwer unter dem plößlichen Nervenanfall, der ihn gepa>t hatte. Die Zähne biſſen ſi in die Unterlippe ein und zeichneten eine blutrothe Linie auf derſelben, mit den Händen hielt er ſein Weib um= ſ<hlungen und preßte ſie feſt an ſeine Bruſt, aber über ihr blondes Haupt hinw:g irrte ſein Auge ſtarr und glänzend den drei Perſonen nah, die ſoeben an der Laube vorübexrſchritten.