Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

136 Auf der Hoczeitsreiſe.

Du — nach Deinex Ausſage — geglaubt und gehofft Haſt, fie habe au< Dich geliebt, Dich aber bedingungslos auf gab, nur um ein Familiengut zu relten . . . accidente, das iſt mix unverſtändlich!“

Plettow zu>te zuſammen, die rü>ſichtsloſe Auſrichtigz feit des Freundes traf ihn hart. Ex kegte die Hand dn die Stirne und ſchaute auf das rauſchende Meer hinaus.

„Du haſt nicht Unrecht, Alfred, aber iſt das Frauen-= herz nicht von jeher das größte Räthſel der Welt geweſen? Sie hat mich geliebt — ja, ſie hat mi geliebt — und wenn tauſend Zungen dagegen reden, ich bleibe bei meinem Glau= ben! Vielleicht ging ſie zu weit in der Pietät gegen ihre Mutter; es ließe ſich die Frage aufwerfen, ob die Mutter dex Tochter näher ſteht oder der Herzenserwählte!“

Detern zu>te leicht mit den Schultern. Ex wußte, iwie ſchwer es iſt, mit Gegengründen zu überzeugen, wenn Liebe und Leidenſchaft auf der anderen Seite fechten !

„Die Rathſchläge Schoddyn's waren ruhige und über= legte,“ fuhr Egon fort. „Er hielt es für gut, daß ih no< einen leßten Verſu<h mache, Frau v. Doning zu meinen Gunſten umzuſtimmen. J< ſchrieb ihr einen langen Brief, in dem ih offiziell um Carla’s Hand anhielt; ih verhehlte niht, was ih dur< den Grafen erfahren, ih appellirte an das Herz der Mutter, der Frau! Einen Tag ſpäter erhielt ih das Schreiben uneröffnet zurü>, aber mit dem Poſtvermerk: „Abgereist, unbekannt wohin.“ Dieſer Tag, Alfred — nimmer werde ih thn vergeſſen! var das exſte Glied einer Feſſel, die ſi< immer enger, immex gewaltſamer um mich gezogen hat. Am Nachmitz