Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Zobeltit. TST

tage fand ein Liebesmahl beim zweiten Garderegiment ſtatt. Lettrow hatte mi dazu geladen. J< trank viel, ih glaubte, der eiſige Sekt würde die Gluth meines Jnne=ren fühlen, ih wollte mich betäuben! Halb trunken bereits entrirte ih ein Spiel und übernahm die Bank. Als ich wieder aufſtand, hatte ich eine große Summe verloren, — ein BVer= luſt, der mich zwang, die Hilfe der Wucherer in Anſpruch zu nehmen. Das war der Anfang vom Ende. Noch nicht dreiviertel Jahre waren verfloſſen, da ſtand ih, Dank meinem eigenen Leichtſinn und der Zuvorkommenheit der Wuchererklique, am Rande des Abgrundes. Was ih in den zehn Jahren meiner Lieutenantszeit nicht fertig ge= bracht, war mir nunmehr im Laufe von zehn Monaten gelungen: i<h war finanziell ruinirt. Ein gewaltiger Zaumel hatte mich erfaßt und dem Verderben nahe ge= bracht; mir war Alles gleichgiltig geweſen in dieſer Zeit, ih fannte feinen anderen Wunſch als den des Vergeſſens! Erſt als i< ſah, daß es niht weiter ging, wachte ih jählings auf. J< ſtand auf dem Punkte, durch einen Piſtolenſhuß des Werkes Ende herbeizuführen.

ZU dieſer Zeit wurde ih dur< einen Kameraden in die Familie des reichen Kommexrzienraths Solten einge= führt und lernte Erna fennen, meine jeßige Frau. Jh fühlte bald heraus, daß i< ihr nicht gleichgiltig wax, daß ſie mich liebte .…. Alfred, ih habe \<leht gehandelt an Erna, unwürdig, niedrig, ih nahm fie zum Wetibe, ohne daß ih ihr dieſelbe Zuneigung entgegenbringen fonnte, die fie mir ſchenkte. J< will mich nicht vertheidigen — es ſoll ni<ts wie eine Crflärung ſein, wenn ih Dir die