Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v. Lobeltit. 139

Erſchöpſt hielt Plettow inne und leerte dann ſangſam das Glas. Als er aufſchaute, bemerkte er, daß über das Geſicht De>ern's ſi eine fahle Bläſſe gebreitet und daß die obere Zahnreihe ſich tief in die Lippe gegraben hatte. Der Diplomat ſah den erſtaunten Bli ſeines Freundes, und mit einem Schlage veränderte ſih der Ausdru> in ſeinem Antliß.

„Noch eine Capreſer, cameriere !“ rief er dem umher= lotternden Kellner zu, und ſeine Augen blißten luſtig wie immer. „Wix müſſen die trüben Gedanken hinabſpülen, mein alter Junge, das grämliche Philoſophiren über unſer bohaftes Fatum ſdwächt nur das flare Denken und hilft doch ni<hts! Tu haft ein hübſches, junges, gutes Weib, das zum UVeberfluſſe auch no< mit irdiſchem Tande reich= lich geſegnet, da wäre es Sünde, wollteſt Du jene Andere niht vergeſſen, die auf der Altenkrögel*ſchen Scholle in Pommern die Bauern erzieht !“

„Hätte ich die feſte Gewißheit, daß Carla bereits mit Jesto v. Altenkrögel vermählt, glaube mix, Alfred, dann würde i< ruhiger ſein! Aber als wix vor zwei Stunden in Meta raſteten, ſah i< Caxla mit ihrer Mutter und Schoddyn an unſerer Laube vorüberſchreiten !“

Detern fuhr auf. „Mit Schoddyn ?“ fragte er, dann unterbrach er ſich, da der Kellner mit dem Weine. und einem dien Folianten unter dem Arme zurückkehrte.

„Mille fois pardon, sì je yous gêne !“ flötete der Gany= med in ſeinem italieniſchen Franzöſiſch, „ih möchte die Herrſchaften nur bitten, Jhre geſchäßten Namen gütigſt in das Fremdenbuch eintragen zu wollen.“