Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

140 Auf der Hochzeitsreiſe.

„Her mit dem Eſlzevir!“ rief Detern üärgerli<h und \<lug den Folianten geräuſchvoll auf. Ehe er aber ſeinen Namen niederſchrieb, warf er noch einen halb mitleidigen, halb ſ{<merzvollen Blik zu dem Freunde hinüber; auf dem beſchmußten gelben Papier ſtand unmittelbar hinter= einander: „Madame de Doning et fülle — chambellan comte de Schoddyn, Prusse.“

Es war ſchon der dritte Tag, daß über den blauen Golf und die Hänge, die ihn umkränzten, ſich die Wolken zuſammengezogen und gewaltige Regenmaſſen Hernieder=z geſendet hatten. Jn unſeren nordiſchen Landen laſſen ſi ſolche Regentage bequemer ertragen, ‘in Ftalien iſt man dur<h Glanz und Sonne allzu verwöhnt, um derartige Unterbrechungen mit Behaglichkeit hinzunehmen. Dicht hängt der Himmel über den Waſſern des Golſes, und der einförmig graue Ton des Firmamentes ſpiegelt ſich au< in den Wellen wieder.

Auch das Hotel Vittoria hat ein anderes Gewand an= gezogen. Der luſtig flatternde Wimpel vom Thürmchen iſt verſ<hwunden, die Baldachine auf der Texraſſe ſind eins gerollt, Tiſche und Stühle unter ſicheren Schuß gebracht worden. Dafür hat man im Drawing-Room und in den Salons Feuer in den Kaminen angefacht, das als Schub= mittel gegen die plößlich eingetretene Kälte nur unvollz fommen ſeinen Zwe> erfüllt.

Die Penſionäre des Hotels hatten im Speiſeſaale das nah italieniſcher Art etwas frugale Frühſtü> eingenommen und ſich daun zumeiſt in die Nebengemächer zurüägezogelt.