Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
144 Auf der Hochzeitsreiſe.
zungenglatte gewandie Ariſtokratin, ihre ſtolze, eiſige Tochter und der ſpiegelfechteriſ<he Graf Schoddyn,, ſie alle Dret paſſen nicht zu mix, und ich bin doh nun einmal dur die engſten Vande an Egon gefeſſelt!“
Detern ſchaute unter den geſenkten Lidern blibend {arf zu der Sprechenden herüber, und ſeine Lippen ſ<loſſen ſich für einen Augenbli> no< ſeſter aufeinander.
„Durch die engſten Bande,“ wiederholte er, „und ih
hoffe, daß Sie dieſe Feſſelung niemals zu bereuen brauchen !* ö Frau v. Plettow ſchaute dem Baron faſt erſtaunt in das Antlih. Der Ton, in dem er ſprach, klang ſo aus dem Herzen, wie ſie es noh nie von ſeinem Munde g= hört. Sie hatte den Baron immex für einen grundehE lichen, vortrefflichen Menſchen gehalten, aber nie vermuthet, “ daß er tiefer Empfindungen fähig ſei.
„Jh habe Egon geheirathet, weil ich ihn liebte,“ ent gegnete ſie, gleichfalls warm, „und i< bin mix bewußt, nie von dieſer Liebe laſſen zu können, ſelbſt wenn“ — fie ſtote, und ein feines Roth färbte ihr ganzes Geſicht „ſelbſt wenn das Aeußerſte eintreten ſollte! J< fürchte dies Aeußerſte nicht, denn ih weiß, daß Egon ein Edel= mann iſt, niht nux von Geburt, ſondern auh von Ge= ſfinnung!“
Sie reihte De>ern die Hand, und wieder leuchtete es dunkler auf ihren Wangen, und es zuten ihre ſ{hlanket Fingex, als der Baron ſeine Lippen darauf dritte.
Deckern ſchritt mit auf dem Rücken verſchlungenen Hän= den im Zimmer auf und ab, no< lange, nachdem Erna daſſelbe verlaſſen hatte. Das Feuer im Kamin loderte