Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

IAE Auf der Hochzeitrciſe.

Gedanken auf einmal von ſich abſchütlelu und verließ das Gemach, um in's Freie zu treten. Der Yerniederrauſchende Regen, dem er den unbededten Kopf bot, that hm wohl. — ? :

„Das iſt das Leſezimmer,“ ſagte die Stimme Plettow's, „bitte, liebex Graf, treten Sie nux ein, hier ſind wix un= geſtört, die Jnſaſſen des Hotel Bittoria pflegen ſi<h wenig mit der Literatur zu béfaſſen !“

Herr v. Plettow verneigte ſich leicht und ließ dem Grafen Schoddyn den Vortritt.

„Tiens!“ ſagte ‘dex Kammerherr und ſtrich ſih die \trohgelben Favoris, „das iſt ja ein ganz fauſchiges fleines Gemach! Ein wenig froſtig auch Hier, aber in dex bella Ttalia fennt man ja leider Goîtes die Inſtitution der Oefen überhaupt niht. Seen wir uns, Freund, es plaudert fich beſſer!”

Plettow ließ ſich Schoddyn gegenüber auf einem Seſſel nieder. Der Graf lag mehr in ſeinem Fauteuil, als ex ſaß, und das erhöhte den Eindru> des Blaſirten an thm. Das Geſicht Schoddyn's hätte zweifellos für ſehr inter= ceſſant gelten müſſen, hätte er nicht abſichtlich dieſen gez ſangweilten Zug hineingelegt — abſichtlich, denn ein fei= nerer Beobachter, als Plettow es war, mußte merken, daß dex Graf Masken zu tragen liebte. Schoddyn mochte Mitte der Vierziger ſein, aber er ſah älter aus. Das Bedeuz tendſte an ihm wax wohl die hohe, gedankenreiche Stirn mit den \{malen, klugen, von den vorgetämmten blonden Haaren halb verde>ten Schläfen. Die Augen hatten eine grünliche Färbung, waren aber faſt immex von den ſchweren