Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Stre>fuß. 49

die Verwechlung der Anzüge keine große Sehwierigkeiten haben.“ :

Er warf Halstuch und Weſte ab, Pehmayer folgte fopfſhüttelnd ſeinem Beiſpiel. Jn wenigen Minuten war der Umtauſch vollendet, Friß Glücfskind ſtand mit Pech= mayer's naſſem ſ<warzen Anzug bekleidet vor deſſen ſtaunendem früheren Beſiber, von ſeiner ſ{hlauken, aber fräf= tigen Geſtalt hingen die auh ihm zu weiten Klſeidungs= ſtüe ſ<lotterig herab, den hohen ſchwarzen Cylinderhut hatte er ſi< auf den Kopf geſtülpt und lachend rief er, ſich in einem fleinen Taſchenſpiegel, den er aus ſeinem eigenen Roe genommen hatte, betrachtend :

„Schauderhaft, über die Maßen häßlich! Wahrhaſtig, ih bin Jhrex würdig, Freund Pechmayer! Aber, Sie Aerm=ſter, wie ſehen Sie aus? Sie haben einen ſ<hle<ten Tauf gemacht. Der moderne Sommeranzug ſteht Jhnen, wie dem _ Pudel der Fra>! Da, ſchauen Sie ſich ſelbſt an!“

Er reihte Pe<hmayer den Taſchenſpiegel hin. Jener betrachtete fi<h wohlgefällig: er fand, daß er in dem eſe= ganten Koſtüm fehr nobel ausfehe, und äußerte dies auch.

„Gefallen Sie ſi<h? Deſto beſſer!“ entgegnete Friß Glücfsfind. „Dann fönnen wir ja Beide mit dem Zauſch ufrieden ſein. Und nun, Freund Pechmayer, ſaſſen Sie 1n3 Abſchied nehmen. Vorher aber ſchwören Sie mix bei Jhrer Seelen Seligkeit, bei Allem, was Jhnen heilig iſt, einen Cid darauf, daß Sie keinem Menſchen auf der ganzen Welt jemals verrathen, was hier zwiſchen uns Beiden vorgegangen iſt, und daß Sie, ſo ſchnell es Jhnen irgend möglich ift, na< Amerika abſegeln.“

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd. I. dü