Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

52 Klippen des Glüs.

immer nur wenige, die meiſten waren als Junggeſellen" geſtorben, “Da hatte ſi< denn der Manneëſtamm der Oſternau nicht ausbreiten können, er ſtand ſ{ließli< nur auf ſe<3 Augen. Der Majoratsherr Friedrich v. Oſternau hatte nur einen Sohn, einen Knaben von ſe<s Jahren, und nur einen einzigen männlichen Verwandten, einen Vetter Namens Albrecht v. Oſternau, der ſich lange Zeit als den fünftigen Majoratsherrn betrachtet hatte, da die Che des Herrn Friedrich v. Oſternau zuerſt nur dur< ein Kind, eine Tochter, geſegnet geweſen war, bis dur< die ſpätere Geburt eines Sohnes des Majoratsherrn dieſe Hoffnung zerſtört wurde.

Albrecht v. Oſternau war ein junger lebensluſtiger Offizier geweſen; als künftiger Majoratsherr hatte er ſi wenig darum gekümmert, daß ſein kleines väterliches Ver= mögen innerhalb weniger Jahre verſpielt und vergeudet war; ex hatte ja Kredit genug, denn es war unter den Wucherern in Berlin allgemein bekannt, daß der Majoratê= herr Friedrich v. Oſternau die Schwindſucht habe und höchſtens no< einige Monate leben könne. Abex der Schwindſüchtige lebte nicht Monate, er lebte Jahre, und als man ſeinen Tod mit Sicherheit in allernächſter Beit erwarten fonnte, überraſchte ex die Welt mit der Nachricht, daß ihm ein Sohn und Erbe geboren ſei.

Es wax ein furchtbarer Schlag für den Lieutenant Albrecht v. Oſternau, als ex durch einen ſehr freundſchaftz lichen Brief ſeines Vetters die Nachricht erhielt, daß alle ſeine Lebenshoffnungen plößlih zertrümmert ſeien. Nit ſeiner Ausficht auf das Majorat war auh ſein Kredit zer=