Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Strelfuß. 53

ſtört, ſeine bisher ſo geduldigen Gläubiger mahnten ihn, ſie drohten mit Klagen und. — da ‘er unvorſichtigerweiſe einen Chrenſchein gegeben hatte — ſogar mit einer Anzeige beim Regimentskommandeux, wenn der Schein nicht pünkt= lich eingelöst werde. Bisher hatte Albrecht v. Ofſternau nie die geringſte Schwierigkeit gefunden, eine alte Schuld durch eine neue zu de>en; jeßt war ihm dies unmöglib. Die ſrüher ſo bereitwilligen und höflichen Geldmännex, elche es als eine Chre betrachtet hatten, wenn der Herr Lieutenant v. Oſternau ſie aufgeſucht hatte, zeigten ſich plößlih brutal abweiſend.

n ſeiner höhſten Noth entſchloß fi Albrecht v. Oſfternau, Hilfe bei ſeinem einzigen Verwandten, dem Majoratsherrn, zu ſuchen, obglei<h ex mit dieſem bisher nur in einem ſehr ſ<wachen Verkehr geſtanden hatte. Ex reiste na< Schloß Oſternau, und hier wurde er von dem Vetter mit offenen Armen empfangen. Der gutmüthige Majoratsherr fühlte die Verpflichtung, ſeinen einzigen Verwandten : für ſeine zerſtörten Hoffnungen wenigſtens einigermaßen zu entichädigen. Er exfannte die Härte der Majoratsgeſeß= gebung an, die alle jüngeren Sproſſen des alten Stammes ausſ{<ließt von der Gunſt des Familienreihthums, den ſie in ſeiner ganzen Fülle auf den einen Erben ausſchüttet ; er fand es natürli, daß Albrecht fich biéher für den glüd= lichen Einen gehalten und demgemäß gelebt hatte.

Ex hatte zwar, da ſeine Kränklichkeit ihm nicht ex= laubte, ein großes Haus zu machen, alljährlich bedeutende Summen zurüdtgelegt, dieſe aber ſtets wieder zur Verbeſſe= rung der Majoratêgliter verwendet, es war ihm daher nicht