Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

58 Klippen des Glücs.

gegenüber zur Seite der Scheunen in den Hof mündende Weg ein gewöhnlicher, für das Wirthſchaftsfuhrwert be= ſtiminter Landweg war.

9.

Herr Friß v. Oſternau, der Majoratsherr, ſaß am offenen Fenſter in ſeinem Wohnzimmer und ſchaute miß= muthig hinaus na< dem Gutshof. Ex hatte infolge zu großer körperlicher Anſtrengung ſeit einigen Tagen wieder heftige Anfälle des krampfhaften Huſtens gehabt, den in früheren Jahren unwiſſende Aerzte für einen Schwind=ſuchtshuſten gehalten hatten. Gefährlich waren dieſe Anz fälle eines <roniſchen Leidens niht; der berühmte Geheim= rath Mitterwurz in Berlin, der von dem Herrn vy. Oſternau fonſultixt worden wax, hatte ihm nach einer gründlichen Unterſuchung verſichert, daß ſein Huſten ihm, wenn ex ſich ſchone, eine Garantie für ein langes Leben biete; aber {onen müſſe ex ſich, bei regneriſchem oder auch bei zu heißem Wetter müſſe ex ſtets das Zimmer hüten, große An= ſtrengungen müſſe er vermeiden und felbft bei gutem Wetter dürfe er na<h heftigen Huſtenanfällen niht zu weit in's Feld hinaus gehen oder reiten, weil jede ſtarke körperliche Bewegung neue Anfälle hervorrufe. Seit dieſem Ausſpruch des berilhmten Arztes duldete es Frau v. Oſternau nicht, daß ihr Gatte ſeiner landwirthſchaftlichen Liebhaberei folge, wenn er in der Nacht ſtark gehuſtet hatte. Einen kleinen Spaziergang erlaubte ſie ihm allenfalls, aber ſie begleitete ihn bei demſelben, damit ex ihn nicht zu weit ausdehne, und höchſtens nach einer Stunde langſamen Gehens mußte