Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Strecfuß. 59

er na< dem Schloß zurücehren. Er gehor<te in ſolchem Falle nur jviderwillig, aber er gehor<te doch, und ſo ſaß er denn au< heute am offenen Fenſter, obgleich er ſo gerne draußen auf der Wieſe geweſen wäre, um die Heuernte zu beaufſihtigen. Es wax ſo langweilig, hinauszuſchauen nah dem im blendenden Sonnenlicht glänzenden Hof, auf dem ni<t eine Menſchenſeele ſi<h bli>en ließ; waren doch heute alle Knechte und Mägde, ſowie ſämmtliche Tagez löhner draußen auf den Wieſen beſchäftigt beim Mähen, Harken und Wenden des Heus.

Tiefe Stille herrſchte auf dem weiten Hofe, ſelbſt das muntere Volf des Federviehs hatte ſich vor den gliü= henden Sonnenſtrahlen in den Schatten dex Scheunen geflüchtet und ruhte dort lautlos. Dex Hof war ſo einſam und verlaſſen, daß Herr v. Oſternau bald müde wurde, zum Fenſter hinauszuſchauen, er nahm ein Buch und las, aber au< dies behagte ihm niht lange, ſeine Gedanken ivaren draußen bei den Ernte=Arbeitern, ſie wollten ſi niht an das Buch feſſeln laſſen.

Mißmuthig legte Herr v. Ofternau das Buch nieder. „Dies faule Stillſiben iſ niht zum Aushalten !“ ſagte ex, ſich zu ſeiner Gattin wendend, die mit einem mächtigen Stricfſtrumpf eifrig beſchäftigt auf dem Sopha ſaß. „Zh ertrage die Faullenzerei niht! Während alle Hände draußen ſich fleißig rühren, ſoll i< allein hier träge im Lehnſtuhl ſiven. Jh halte es niht mehr aus, Emma! J< muß hinaus, und überdies iſt es auch gar nicht nöthig, daß ih mich länger ſchone, ih habe ſchon ſeit zwei Stunden nicht ein einziges Mal gehuſtet !“