Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

62 Klippen des Glüds.

„Zh weiß es, aber i<h muß Dix ſagen, das iſt eine zu vrollige Jdee!“ rief Herr v. Oſternau hell auflachend.

„Man fann ni<t vorſichtig genug ſein!“ fagte Frau v. Oſternau ernſt. „Lieschen hat einen Abſcheu gegen alles Häßliche, ein häßlicher, etwas unmanierliher Menſch fann ihr nie gefährli<h werden. Der Direktor Kramſer iſt, wie Du weißt, mein alter Freund, er war früher Hoſmeiſtex bei meinem Bruder Karl —*

„Jh erinnere mich ſeiner von damals her,“ fiel Herr v. Oſternau ein, „ih habe ihn ja, als wir uns verlobten, in Deinem elterlichen Hauſe geſehen. Cin häßlicher, un= beholfener, tölpiſchexr junger Mann, der übrigens, wie ih gehört habe, troßdem ſpäter eine ſ{<hnelle und verhältz nißmäßig glänzende Carrière gemacht hat.”

„Ex iſt aſlerdings etwas unbeholfen, aber ſonft ein gutmüthiger, vortrefflicher, redlicher Menſch, zu dem ich volles Vertrauen habe. J< habe ihm dies auh in mei= nem Brief gezeigt und ihm offen geſchrieben, weshalb ih einen häßlichen Fnformator wünſche, bei dem Liescheu, wenn ſie vielleicht auch ein paar Unterrichtsſtunden in der Muſik bei ihm nimmt, durchaus keine Gefahr läuft, und ih bin überzeugt, er wird ſeine Wahl ganz meinem Wunſch gemäß getroffen haben.“ i

„Was die Häßlichkeit anbetrifft, gewiß!“ erwiederte Herr v. Oſlernau lachend. „Wenn man vom Wolf ſpricht, iſt ex da! Komm raſch her an's Fenſter, Emma, dort ſchreitet, wenn ih mich nicht ſehr irre, Dein Schüßling über den Hof. Herr im Himmel, welche gräßliche Vogel=

ſcheuche !“