Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Strefuß. 63

Frau v. Oſternau ſprang ſchnell vom Sopha auf und eilte zu ihrem Gatten an das offene Fenſter, um mit ihm hinaus3zuſchauen. Sein lezter Ausruf hatte ſie neugierig gemacht; auch ſie bekam einen gelinden Schre>, ſie konnte den harten Ausdru> „Vogelſcheuche“ den Herr y. Oſternau gebraucht hatte, niht ungerechtfertigt finden, als ſie den jungen Mann exrbli>te, der, von dem Eingang bei den Scheunen fommend, über den einſamen Hof dem Schloß zuſchrittk. Ex war noh zu entfernt, als daß ſie ſeine Gez ſichtszüge hätte genau unterſcheiden können, aber ſeine Geſtalt machte ihr wirkfli< den Eindru> einex häßlichen Vogelſcheuche. Wie eine Karikatur erſchien ihr der große, ganz ſ<warz gefleidete Mann, von deſſen langen Gliedern der faltige Anzug ſ{lotterig herabhing. Dex alte ſchwarze Fra> mit ſeinen langen ſpißen Schößen ſchien ebenſowohl ivie der hohe ſ<hwaxrze Cylinderhut der Mode eines längſt vergangenen Jahrzehnts zu entſtammen. Der Wanderer, der, während ex langſamen Schrittes über den Hof ging, ſich neugierig nach allen Seiten hin umſchaute, txug an einem über die Schulter gelegten fknotigen Sto eine ſchwere alte Reiſetaſche auf dem Rücken.

Herr v. Oſternau betrachtete mit immer wachſendem Staunen die langſam ſich nähernde ſeltſame Geſtalt.

„Wahrhaſtig, Dein Freund hat es mit der Häßlichfeit gar zu gut gemeint “ ſagte ex, fich zu ſeiner Gattin wendend. „Dieſe Vogelſcheuche ſollen wir in unſer Haus auſnehmen und an unſerem Tiſch mit effen laſſen! Jh bin überzeugt, mix bleibt der Biſfen un Munde ſte>en, wenn ih das Ungethüm anſhauen muß!“