Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

66 Klippen des Glüds.

einen Moment forſchend auf Frau v. Hſternau, dann muſterten ſie mit einem ſchnellen prüfenden Blik den Herrn des Hauſes, um demnächſt für einen Moment über die ganze Einrichtung des Wohnzimmers fortzufliegen.

Die Befangenheit und unbeholfene Schüchternheit, welche an das Geſellſchaftsleben niht gewöhnte junge Männex meiſtens bei der erſten Begegnung mit höher geſtellten Per= ſonen zeigen, war offenbar dem Herrn Gottlieb Pechmayer fremd. Ex ging ſchnuxſtra>8s auf Frau v. Oſternau zu, und ſi< no< einmal vor ihr [eicht verneigend, ſagte er ſehr ruhig:

„Gnädige Frau, ih habe die Ehre, mich als der vom Hexrn Direktor Kramſer empfohlene Kandidat Gottlieb Pechmayer vorzuſtellen. Sie haben mir gütigſt geſtattet, den Antritt des wichtigen Amtes, welches Sie mix Über= tragen wollen, bis zum heutigen Tage zu verſchieben ; ih ſage Jhnen meinen herzlichen Dank dafür und bin nun bereit, nach beſter Kraft meine Pflicht zu exfüllen. Sa, ih geſtehe Jhnen, ih ſehne mi<h dana, redlich arbeitend meinen Lebensberuf auszufüllen. Was ich irgend weiß und kann, werde i< gern SFhren ftleinen Sdhn zu lehren bereit ſein.“

Das war eine ſonderbare Anrede, ſie fang gar niht pedantiſch, und von dem falbungsvollen Ton, den der Direk= tor Kramfer in ſeiner Jugendzeit bei jeder feierlichen Ge= legenheit anzuwenden liebte, war feine Spur in den einz fachen Worten zu finden. An dem jungen Mann war Alles anders, als Frau v. Oſternau zu finden erwartet hatte. Sie gerieth ſonſt nicht leicht in Verlegenheit; mit der ihr eigenen