Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Strecffuß. 5 73

paßlen ſo ganz und gar nicht zu dex lächerlichen, philiz ſtröſen Kleidung, die ihm ſ<lotternd um den Leib hing; aber ſie paßten au< nicht zu der Stellung eines Jufor= ator, der ſi< der Herrſchaft, in deren Dienſt er zu treten bereit iſt, vorſtellt. : Frau v. Oſternau hielt ſi< für weit erhaben über ariſtotratiſche Vorurtheile, ſie war ſtolz darauf, eine tüh= tige, gute Hausfrau zu ſein, die human und freundlich mit allen ihren Untergebenen, ſelbſt mit den Dienſtboten und Tagelöhrern verkehrte. Die Gouvernante und die Inſpektoren hatte ſie ſtets mit der größten Höflichkeit, faſt ſo behandelt, als ob ſie zur Familie gehörten, fie hatte von ihnen niemals jene ſervile Unterthänigkeit gefordert, iwelche in anderen vornehmen Häuſern von der ſogenannten Höheren Dienerſchaft vexlangt wurde: aber die Art und Weiſe, wie der Herr Gottlieb Pechmayer ſprach, die Un__genirtheit, mit welcher ex ſih benahm, fcien ihr doh weit über das Maß des Erlaubten hinaus zu gehen. Sie fühlte ſich verſucht, ihn dur einige ſ<harfe Worte in die Schran= fen ſeiner Stellung zurü>zuweiſen, nur konnte ſie gerade in dieſem Augenbli> die re<ten Worte nicht finden, und ivährend ſie noch darüber nachdachte, was ſie ſagen ſollte, ſaß der junge Mann ſchon am Flügel, glitten ſeine Finger ſhon über die Taſten, und bereits im nächſten Augenbli> hatte Frau v. Oſternau ganz vergeſſen, daß ſie ſelten wollte; mit wahrem Entzü>en lauſchte ſie ſeinem wundex= baren Spiel. Herr Gottlieb Pechmayer hatte ſih an den &lügel

geſeßt, um eine Probe ſeiner Kunſilfertigkeit zu geben;