Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Streckfuß. US

I< hatte mi ſelbſt vergeſſen, meine Gedanken ſprachen ſich aus in den Tönen, die- Gewalt der Muſik riß mi< fort, i< konnte niht widerſtehen. Das iſt mein Unglü>! Die Selbſtbeherrſ<hung fehlt mir. Der Moment pat mich mit untwiderſtehlicher- Gewalt, und dann vergeſſe ich. Aſſes, Alles, am liebſten mi ſelbſt. Aber ih will ver= ſuchen, mi< zu beſſern, einzulenken in eine geordnete Lebensbahn. Den Beginn dazu will ih gleich machen. Beſehlen Sie, was ſoll i< Jhnen vorſpielen? Nux um Cines bitte i<, verlangen Sie in dieſem Augenbli> von mir niht eines der muſikaliſchen Seiltänzerkunſtſtücchen ! Wenn es ſein muß, gebe i< Jhnen ſpäter auh ein ſolches zum Beſten, nux heute, nur in dieſem Augenbli>e nicht!“

Frau v. Oſternau ſchaute mit feuchten Augen den NRedenden an, ſie winkte ihm ſanft abwehrend mit dex _Hand.

„Sie ſollen nicht weiter ſpielen, kein fremder Lon ſoll mix den Eindru> deſſen ſtören, was ih gehört habe,“ ſagte ſie ernſt. „Sie ſind ein Künſtler, ein wahrer, gott= begnadeter Künſtler, Herr —“ ſie ſto>te, der proſaiſche, lächerliche Name Pe<hmayex wollte ihr in dieſem Moment niht über die Lippen, aber ſie mußte ihn doh ausſprechen, und indem ſie es that, löste ſich der Zauber, der ſie umfangen hielt. Der Name Pechmayer zog ſie zurück in die proſaiſche Wirklichkeit, ſie ſah wieder den häßlichen, altmodiſchen, abgeſhabten Fra> mit den langgeſpißten Schößen, die ſ{langenartig von dem Stuhl, auf welchem Pechmayer ſaß, zum Fußboden ſich herabkrümmten. Nicht