Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

78 Klippen des Glüds.

ſie am ſchnellſten und eifrigſten. Hexrx v. Oſternau ſchaute ebenfalls finnend vor ſich nieder, ex bli>te zuerſt auf und ſagte nah langem Schweigen :

„Sage mir ofen, Emina, wie gefällt Dix Dein Schüß= ſing?“

„Jh weiß es niht, Friz! J<h ſinne eben darüber nach, aber i< fann nicht darüber in's Klare fommen ?“

„Mix geht es ebenſo! Ein ſeltſamer Menſ<h! Ex zieht mi<h an und. ſtößt mich ab. Eine Vogelſcheuche nannte ih ihn, als ih ihn über den Hof ſchreiten ſaß, aber als er dort am Flügel ſaß, als i< ihm in die von Begeiſterung glühenden Augen ſchaute, da erſchien er mir faſt ſ{hön.“

„Mir iſt es ebenſo ergangen, ih weiß niht, was ih von ihm denken ſoll; aber ih meine, da mein alter red= licher Freund, der Direktor Kramſer, ihn uns empfohlen hat, fönnen wir ohne Sorge ſein.“

„Seltſam, ih hätte nie geglaubt, daß der philiſtröfe, proſaiſche Kramſer einen ſo eigenthümlichen Menſchen ſo warm empfehlen könnte. Durch wel<he Schi>ſalsfügung mag dieſer junge Mann dazu gekommen ſein, gerade dieſe Laufbahn einzuſchlagen? Ob es ihm gelingen wird, den unbändigen Geiſt, der ihm aus den dunklen Augen ſprüht, einzuzwängen in die Feſſeln des alltäglichen Lebens? Ge= lingt es ihm, dann können wir Deinem Freund Kramſer niht dankbar genug fein, unſer eintöniges Leben wird dann um manche ſchóne, genußvolle Stunde reicher Werz den! Du haſt ein wahres Wort geſprochen, er iſ ein gottbegnadeter Künſtler!“