Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Strecffuß. 79

4. i

„J< bitte um Entſchuldigung, daß ih vorausgehe, Herr Kandidat. Wollen Sie mir gefälligſt folgen.“

Mit dieſen Worten, die von einer leichten Verbeugung begleitet waren, übernahm dex alte Hildebrandt die ihm übertragene Führung des Herrn Gottlieb Pehmayer. Jn dem Vorſaal lag in einer E>e die alte Reiſetaſche, Pech-= mayer wollte ſie aufnehmen, um ſie ſelbſt nah feinem Zimmer zu tragen, das aber litt der alte Hildebrandt nicht.

„Jh werde gleich einen Bedienten rufen!“ ſagte ex, dem jungen Mann die ſchon von dieſem ergriffene Taſche aus der Hand nehmend, und mit lauter Stimme Te er mehrfa<h den Namen Johann.

„Wozu das, ich kann ſie ſelbſt tragen.“ -

„Würde fich niht ſhi>en, Herr Kandidat, ebenſo ivenig, wie es fi ſchi>en würde, wenn ich, der Kammer= diener des gnädigen Herrn, Jhnen die Taſche na<h dem Zimmer tragen wollte.“

„Da ich ſie bis in's Schloß auf dem ganzen weiten Wege getragen habe, wird es ſi<h auh wohl ſc<hi>en, wenn ih e no< einige Schritte weiter thue.“

„Nicht doch, Herr Kandidat! So lange Sie auf dev Landſtraße waren, mochten Sie thun und laſſen, was Sie wollten, das ging Niemand etwas an; jezt aber ſind Sie in Schloß Oſternau, und wie der gnädige Herr ſelbſt geſagt hat, der Herr Lehrer unſeres jungen Herrcens, und da geht das nicht. Alſo nichts für ungut, Herr Kandidat. Johann! Johann! Wo bleibt denn dex faule Schlingel ?“