Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Stre>fuß. 87

entzog ſi< thr, als ſie ihn auf dem Naſfenplaß faſt ein= geholt hatte, Taut lachend dur eine geſchi>te Bewegung und erhielt hiedur< wieder einen fleinen Vorſprung, im nächſten Moment. aber hatte ſie ihn erreicht, hob ihn empor, ftüßte ihn und: „Nun haſche mi, Fribchen |“ rufend, flog ſie fort über den Raſenplaß und verſchwand im Gebüſch. Es war ein entzü>endes Bild. Wie eine Elfe ſ<webte die zarte graziöſe Geſtalt über den Raſen= play fort, ſie ſchien dem Zuſchauer eher zu fliegen, als zu laufen. Und doch neben dieſer Zartheit, dieſer Grazie, dieſe Kraft und Behendigkeit! Nur für einen Augenbli>, als ſie den Knaben in die Höhe hob und küßte, hatte Pechmayer ihx Geſicht ſehen können, es exſchien ihm wunderbar reizend; im nächſten Moment {hon wendete ſie ſich ab, war ſie wieder im Gebüſch verſ<wunden und mit ihr der Knabe, der ihr laut aufjauchzend folgte.

„Frißchen! Frißchen! — Fräulein Lieschen! Fräulein Lieschen!“

Der alte Hildebrandt ſtand unten auf dem Kieswege, der rings um den Raſenplaß fortlief, er rief mit Stentor= ſtimme die beiden Namen,

„a, ja!“ erſchallte es im Gebüſ<h und gleih darauf famen aus demſelben im vollen Lauf, Hand in Hand, die beiden Gerufenen; als ſie den Raſenplaß erreichten, mäßig= ten ſie die Schnelligkeit ihrer Schritte, ſo daß jeht Pech= mayer ſie ruhig betrachten konnte. Sie waren fi außer= ordentlich ähnlich, Beide waren gleich ſchön, aber das junge Mädchen umſchwebte ein holder Liebreiz, wie ex eben nur cinem Mädchen eigen ſein kann.