Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

88 Klippen des Gliüd>s.

„Was foll'8? Weshalb rufſt Du uns, Hildebrandt ?“ fragte das junge Mädchen ſchon von ferne. Dex Ton ihrer Stimme exſchien dem lauſchenden Pechmayer glo>enhell, fräſtig und laut, dabei aber nicht gellend, ſondern wohl= tönend das Ohx berührend.

„Die gnädige Frau Mama haben befohlen. Der Herr Kandidat iſt angekommen. Frißchen foll glei<h hinaufgehen na< dem Zimmer des Herrn und ſih thm vorſtellen.“

„Dex neue Kandidat? Den muß i< au< ſehen!“ erz tönte die Antwort aus Lieschen’s Mund, und. Hand in Hand mit dem kleinen Bruder eilte ſie ſo ſ{<hnell dem Schloß zu, daß die goldenen Lo>en fliegend vom Luftzug zurü>geweht wurden.

Pechmayex verließ das Fenſter, nach der Thüre ſchauend erwartete er mit klopfendem Herzen den angekündigten Beſuch. Der ſ{<öne Knabe ſollte ſein Schüler, die holde, liebreizende Elfe ſeine Schülerin werden! Das war wieder eine Veberraſhung! Wurde denn das Glü>k nie müde, ihm ſeine ſchönſten Gaben zu ſpenden? Aber langtveilig erſchien ihm in dieſem Falle das Uebermaß des Glües nicht. Hatte er vorher no<h immer geſchwankt, ob ex wirklich den tollen Plan, als Lehrer in Schloß Oſternau zu bleiben, zur Durchführung bringen ſollte, jeht ſchwankte er nicht mehr.

Cinige Minuten vergingen für ihn in geſpannter Er= wartung; jeßt hörte er leichte, trippelnde Schritte auf dent Korridor, dann ein leiſes, melodiſ<hes Lachen, dann ein Klopfen an der Thie

„Herein |“