Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman vou Adolph Strefuß. : 95

Bormundſchaft für ihn zu übernehmen! Das wax wirflih demüthigend, umſomehr, da Lieschen im Recht war. Dex ſtolze, ſelbſtbewußie Egon v. Ernau hatte mit Pechmayer?s Namen auch deſſen ſoziale Stellung eingenommen, ex mußte es ſich gefallen laſſen, daß er als Pechmayer behandelt ivurde. Aber er konnte ſich dieſer Behandlung entziehen, ‘no wax ex ja dur ni<hts, au< durch fein Verſprechen gebunden! Der Gedanke kam ihm, daß ex am beſten thue, ſo ſ<nell wie mögli<h Schloß Oſternau zu verlaſſen, aber er gab ihn auf, na<dem er ihn faum gefaßt hatte. Es wäre eine unverzeihliche Schwäche, ja eine Feigheit, ſo ſagte ex ſi ſelbſt, den Kampf mit dem Leben, nach= dem ex ihn faum begonnen, dur eine Flucht aus dem Schloſſe zu beenden! War es nur der Kampf, der ihn reizte? Dachte ex niht au< an ein holdes, reizendes Kind, an eine fleine, goldlo>ige Elfe, die ihn mit blißen= den blauen Augen bald übermüthig luſtig, dann wieder treuherzig ehrlih und ernſt ftrafend anſchaute? Nein, er durfte jeßt Schloß Oſternau noh nicht verlaſſen, er mußte hier bleiben, das Clfenkind mußte ihn achten und ehren lernen; aber wenn er blieb, dann durfte er der Elfe auh nicht gere<hte Veranlaſſung zum Spott geben, er mußte die häßliche Hülle abſtreifen, die er in frivolem UNebermuth dem wahren Pechmayer abgekauft hatte. Vielleicht enthielt die Reiſetaſche, die ex no< nicht geöffnet hatte, einen etwas anſtändigeren Anzug als den, welchen Pechmayer auf der Reiſe getragen hatte.

Egon hatte feinen Widerwillen empfunden, als ex mit Pechmayer die Kleidung getauſcht hatte, jeht plößli<