Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſché Novelle von Hanns v, Spielberg. 97

aber au< damit war's bald zu Ende und wir- ſtanden Alle auf einen Haufen eng zuſammengedrängt und um uns das wilde Volf. Trat da nun ein rieſengroßer Sudauer vor und redete einen langen Spruch, halb an uns, halb an die Heiden, ir verſtanden niht ein Wort davon, als daß wir fühlten, wix follten Alle ſterben. Alſo machien wir uns denn bereit, beteten no< ein ſtilles Ratex= noſter- oder was uns ſonſt gerade beifiel. Aber es ſollte anders fommen und viel ſ<re>li<her. Wie der Häuptling geendet, bra<h unter dem Heidenvolf ein großes Jubel= geſchrei aus und Einige hieben vier ſtarke Stangen ab und trieben ſie in die Erde; dann brachten ſie unſeres Führers Streitros herbei und banden das mit ſeinen vier Beinen an die Pfähle, ſo daß es ſi<h niht regen noh bewegen fonnte, und thürmten rings um das Thier Holz auf. Endlich abex hoben ſie den Ritter — Jüngingen hieß er auf das Pferd, banden ihm die Beine unter des Thieres Leib und ſeine Arme um deſſen Hals zuſammen und, denkt Euch, Herrin, ſte>ten das Holz in Brand, ſo daß es Lichterſloh um die lebendigen, zu>enden Leiber auf= fſammte.“

Hadwig ſchauerte zuſammen, ſo daß der Vater den Knecht unterbrach.

„Laß es gut ſein, Veit, 8 ift nichts für Weiberohren. Erzähle blos no<h, was Euch geſchah.“

„Uns ging's, den Heiligen ſei's gedankt, no< gnädig genug. Das Heidenvolf wollte uns wohl au< Alle in den Tod ſchien, fo re<t qualvoll und langſam, wie ſie's

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd, IV. 7