Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

98 Unter dem ſ<hwaxzen Kreuz,

lieben, und fie fingen damit an, uns die Ohren abzu= ſchneiden,“ — ex ſchob die Seite ſeiner Lederkapþe zurüd und wies auf eine blutrothe Narbe, indeß das Mädchen ſich ſhaudernd abwandte — „da fam uns Hilfe von dem Haupthaufen des Komthurs, dem ein Entſprungenex, der Einzige, Herrin, das Unheil gemeldet, und befreite uns grad noh zur rechten Stunde.“

„Und die Preußen?“ rief die junge Reiterin erregt.

Veit erwiederte zuerſt gar nichts, er lachte blos leiſe auf und ſtrich einige Male wagerecht mit der Hand dur< die Luft, als brauche er ſein Schwert.

„Zweitauſend auf einmal!“ ſagte ex endlih. „Wir haben den Jüngingen ordentlich gerächt!“

Schweigend ritten ſie weiter, der Knecht hatte ſich be= ſcheiden wieder hinten angeſchloſſen, es war tiefe Stille. Auf der weichen Schneede>e hörte man nicht einmal die Tritte der Roſe, nux ab und zu ertönte aus dem Dickicht das Aechzen der vom Sturm gebogenen Fichtenſtämme oder das Kreiſchen eines hungernden Waldvogels. Noh war es gax nicht ſpät am Tage, aber trobdem fing es bereits an zu dämmern, und geſpenſtiſ< ſchimmerten die hohen Föhren durch das Schneegeſtöber. Der Weg wurde \{<le<t und ſchlechter, nur die ſchmale Lichtung längs eines Bachrinnſals kennzeichnete ihn noch.

Jürgen, der Leitsmann, war weit vorausgeritten, ein Knecht aus der Reihe der Vorderſten hatte die unmititel= bare Führung übernommen. Jeht kam Fener plöblih zurü>getrabt und winkte ſhon von Weitem zum Halten ; erſt vor dem Schultheiß hielt er ſein Pferd an.