Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſhe Novelle von Hanns v. Spielberg. 10S

wundeten Sorge tragen, ich ſehe, das Heidenvolk hat die Euren axg zugerihtet. FJhr blutet ja ſelbſt auh?“

„Nicht von Belang, Ritter Bodo, niht von Belang. 8 iſt nur ein Leichter Sireifſſhuß, den ih den Kerls ordentli< heimgezahlt habe. Laß nux, Hadwig,“ be= ruhigte er dieſe, als ſie ihr Pferd jeut beſorgt an ſeine Seite brachte, „es iſt nicht der Rede werth, ehe wir nah Schweß kommen, iſt der Riß ſchon geſchloſſen, wirſt kaum noch Zeit haben, dort Deine Frauenkunſt zu zeigen! Und nun Gott befohlen, Herr Ritter, ih ſeh" Euch wohl heute Abend no< in der Burg und fann Euch dann hYerz= licher niht, aber ausführlicher danfen, als hier auf der Landſtraße.“

„Keine Urſache, Schultheiß!“ Damit wandte der Ritter ſein Roß und ritt, fi<h furz verneigend, fort; an der nächz ſten Wegwende aber ſchaute ex noh einmal rüc>wärts und wieder färbten ſich ſeine gebräunten Wangen. in höherem Roth. „Wie Gertrud,“ flüſterte er leiſe vor ſi<_ hin. Dann ſchüttelte er unwillig das Haupt und ſeßte dem Pferde die Sporen in die Seite, daß es wild mit ihm davonſprengte. — :

Am Abend ſaß Bockelmann, der Schultheiß von Elbing, einer unter dem mächtigen Schuß des deutſchen Ordens fraſtvoll aufblühenden Lübe>'ſ{hen Pflanzſtadt, mit ſeiner Zochter am freundli<h ſchimmernden Kaminfeuer. Das Hoſpiz des Ordens, dicht an dex Mauer dex Burg Schweß gelegen, ſo re<t unter ihrem ſchirmenden Fittich, und doh wieder ſtreng geſondert, weil ja Frauensleute die halb mönchiſchen, halb ritterlichen Räume dex Burg ſelbſt