Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 105

bequemen Lehnſtühlen, auf die der vorſorgliche Veit weiche Pelze gede>t hatte. Hadwig hatte dem Vater ſoeben den neuen Umſchlag um die zum Glü> wirklich leichte Wunde gelegt und plauderte jeßt heiter über die überſtandene Ge= fahr. Sie wax ein echtes re<tes Mädchen ihrer Zeit, immer heiteren Muthes und fröhlichen Geiſtes, nicht ge= ziert und verzärtelt, nicht gekünſtelt und überreizt, ſondern voll friſchen Lebens und zuverſichtlichen Gottvertrauens. Und wie ſ{<hlank und do< voll war ſie gewachſen — es trat erſt jeßt, nachdem ſie der ſchweren Reiſehüllen f< entledigt, re<t hervor — wie lebhaft blißte und funkelte es in den glänzenden Augen. Mit Wohlgefallen ruhten des Alten Augen auf dem anmuthigen Kind, ſeiner einzigen Tochter, die er faſt fünf Jahre in der Fremde ge= laſſen hatte bei ſeiner verheiratheten Schweſter in dem märkiſchen Frankfurt, weil na<h der Mutter Tode ſein vereinſamtes Haus für das blutjunge Ding kein re<ter Ort geweſen wäre.

Er ſtre>te ihr die geſunde Linke hinüber, die ſie innig füßte. :

„Glaubſt gar niht, wie wohl mir's thut, Hadwig, daß ih Dich nun wieder habe, haſt mir gar ſehr gefehlt in meinem einſamen Witthum !“ ;

„Ihr ſeid zu gut, Herr Vater! J< bin nur froh, daß Eure Wunde nicht ſ{limmex iſ — ſ{<merzt Euch der Arm ſehr?“

„Hab? feine Sorge, Kind. 3 iſt niht die erſte Narbe an meinem alten Körper, ſo was heilt raſ< bei mir. J< denke morgen die Zügel ſchon wieder ſicher führen zu