Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

OG Unter dem ſchwarzen Kreuz.

können, und in zweimal vierundzwanzig Stunden ſind wir ja in Elbing. Haſt Du denn das Vaterhaus noh gut im Gedächtniß?“

Hadwig lachte fröhlich.

„Gewiß, Herr Vater. Von den tiefen Kellern, vor denen mir's immer gegraut hat, weil ſie gar ſo düſter und finſter ſind, bis zu dem ſpißen Boden hinauf, auf dem ſih's ſo gut Verſte>ens ſpielen ließ, könnt ih's malen, jedes Gemach in dem alten lieben Hauſe ſteht wie leibhaftig vor mix.“

„Das freut mich, mein Liebling. Wer ſein Vaterhaus liebt und in Ehren hält, den beſchirmt und beſhüßt es auch. Wirſt aber Manches verändert finden, niht im Haus, vielleicht aber in der Nachbarſchaft, "8 iſt viel ge= baut worden in den leßten Jahren.“

„Steht denn das kleine niedrige Haus gegenüber no, in dem Kerſtens wohnten? Der Alte iſt geſtorben, wie Jhr mir geſchrieben.“

Bockelmann rü>te fich bequemer zurecht.

„Davon wollt! i< Dir gerade erzählen, dachte mir wohl, daß Du Antheil daran nehmen würdeſt. Reich? mix aber noh einen Becher Kulmer, das Feuer macht die Kehle tro>en, Kind!“

Hadwig ſtand auf und füllte den weitbäuchigen ſilber= nen Becher, wie thn damals jeder Wohlhabende auf Reiſen mitführte, mit dem fühlen Trunk und kredenzte ihn dem Vater, nachdem ſie auf ſeinen Wink nah dem Gebrauch der Zeit mit ihren rothen Lippen den Rand leiht berührt und „vorgekoſtet“ hatte.