Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 1

Stimme ihren Willfkommgruß erwiedern können; erſt all= mählig dann war feine Scheu einem natürlichen Weſen gewichen. Er war ein ſteter und gern geſehener Gaſt in dem Hauſe Bo>elmann's geworden — nicht als ob dieſer oder gar Hadwig ſelbſt an eine engere Verbindung mit dem jungen Seemann gedacht hätten, wie freilih die Baſen und Vettern in der Stadt munkelten und flüſter= ten. Es war ein harmlos freundſchaftliches Beiſammenſein der Drei, und wenn wirklich langſam in das junge Mädchenherz die Liebe zu dem ſtattlichen Mann einzog, ſo war ſie ſich ſicher darüber bis heute no< niht klar geworden. Und Kerſten ſelbſt? Es mochte ſ{<wer ſein, von dieſer hohen ernſten Stirne zu leſen, was hinter ihr vorging!

Nach beendetem Tanz führte ex ſeine Partnerin in ein Seitengemach und ſeßte ſi<h an ihre Seite. Es war ſtill hier, nur gedämpft und matt flangen die rauſchen= den Zöne der Muſik bis in dies entfernte Zimmer, das jo re<t zum lauſchigen Plaudern geeignet ſ<hien. Dennoh wollte zuerſt fein Geſpräch zwiſchen den Beiden in Gang fommen; ſie ließ langſam wieder und immer wieder die Quaſten und Schleifen ihres Kleides durch die Hand gleiten, und er betrachtete aufmerkſam das ſtille Spiel der garten weißen Finger, als erwarte ex von ihnen die Löſung eines großen beglücfenden Räthſels.

„És ift nun entſchieden,“ unterbrach ex endlih das lange Schweigen, „ih hörte es vorhin von dem Bürgermeiſter: Eures Vaters Schiff fährt morgen in der Frühe mit Sonnenaufgang.“ Als ſie immex noch ſ{<hwieg, fuhr