Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

118 — Unter dem ſ{warzen Kreuz.

er fort. „Und fäll's Euch nicht ſ<hwer, das Vaterhaus zu verlaſſen, Jungfrau Hadwig ?“

Sie ſchaute auf.

„Wo mein Vater iſt, bleibt ja au<h mein Vaterhaus hüben wie drüben!“

„Es iſt aber haxt für Euch, nun Fhr Euch kaum hier eingerichtet habt, hinaus zu müſſen über's Meer nach der einſamen Inſel. Es wird dort wenig Freude und Luſt= barkeit ſein, wie ſie Mädchenherzen lieben !“

„Jh weiß" niht, Meiſter Kerſten, warum JFhr mix _das vorhaltet? Glaubt Jhr wirklich, mein Herz hinge an dem Tand? Vin ih niht ſchon froh und glü>lich, daß mein Herr Vater mich mitgehen heißt, daß ih au< in der Fremde um ihn ſein kann, ihn hegen und pflegen darf! Es iſt nicht re<t von Euch, zu mir alſo zu reden !“

Eine leichte Röthe ſtieg in des Seemannes gebräunten Wangen empor und er eilte zu antworten:

„Jh meint? es nicht ſo, Jungfrau, wollt Euch wahrlich nicht verleßen. Grad herausgeſagt, Hadwig, mi ſ{<merzt's nur, daß Jhr von Elbing fortgeht, leiht und flüchtig, wie Jhr gekommen, ohne daß Euch hier irgendetwas ſo lieb und theuer geworden fei, daß Jhr es zu miſſen fürchtet.“

Das junge Mädchen ſchwieg, aber um die Lippen kräus ſelte fich ein troßiges Lächeln, und der kleine Fuß in den Saffianſtiefeln ſtemmte ſich feſt an das Tiſchbein vor dem Seſſel. : „Was wißt Jhr davon, Jungherr,“ evwiederte ſie endli<h nach einer ziemli<h langen Pauſe, „was wißt Jhr davon und was kann’s Euch kümmern?“