Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg. 139

dem He> ſtand ein Nitter, den Mantel mit dem Kreuz über die Schulter geſchlagen.

„Gott zum Gruß!“ rief er herab, „Nachrichten vom Hochmeiſter an Euch und den Schultheißen Bo>elmann !“

Dex Komthux faßte grüßend an ſeine Kappe. „Wir fommen an Bord — werft uns ein Tau zu, Ritter Velten.“

In wenigen Augenbli>en ſtanden Beide auf dem Dek der Vrigg und wechſelten Händedru> und Begrüßung. Dann ſtiegen ſie mit dem Ritter, der das Fahrzeug be= fehligte, die ſ<hmale Treppe zur Kajüte hinunter. Hier zog Velten aus ſeinem Wamms eine ſilberne Kapſel und reichte fie dem Komthux, der auch ſeinerſeits ſein Gewand aufneſtelte und die Kapſel mit einem fleinen Schlüſſel, den er auf der bloßen Bruſt trug, öffnete. Ein ſchmaler zuſammengerollter Pergamentſtreifen lag darinnen.

Haſtig durhflog Falkenſtein die wenigen Zeilen. Es mußten Nachrichten von höchſter Wichtigkeit und nicht unfreudiger Bedeutung ſein, denn ſeine Augen glänzten, und mehr als einmal öffneten ſi< ſeine Lippen zu einem furzen Ausruf des Staunens. Endlich reichte er die Rolle dem Schultheißen.

„Lest ſelbſt, die Kunde iſt für Euch ſo gut beſtimmt als für mi!“

Bockelmann ni>te ſchweigend und vertiefte ſi<h nun ſeinerſeits in die Lektüre des Briefes, deſſen Fnhalt auch ihn mit lebhafter Verwunderung zu erfüllen ſchien. Aber er machte ein ſehr ernſtes Geſicht und ſchüttelte wieder= holt bedenflih das graue Haupt. Und in der That, das