Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Hiſtoriſche Novelle von Hanns v. Spielberg, 143

verſäumte er, die hölzernen Dächer der Speicher mil Erde bewerfen zu laſſen, damit ſie niht etwa mit einem Brand= pfeil in Brand geſchoſſen werden könnten.

Hadwig hatte ſich, wie der Vater vorausgeſehen , ent= ſchieden geweigert, die Inſel zu verlaſſen. Sie war ordent= lich zornig über dieſe Zumuthung geworden.

Und wie ex ihr dann eindringlich die Gefahr der Be= lagerung vorgeſtellt hatte, wollte fie erſt recht ni<ts von Fortgehen hören, ſondern alle Noth mit ihm theilen, und ſ<mollte und ſ<hmeichelte ſo lange, bis ex ſ<weren und {rohen Herzens zugleih ſeine Zuſtimmung gab und die Ordensbrigg ohne ſie abſegeln ließ.

Trobdem von den drei Kuttern, die im Hafen ſagen, âwei ſtets auf hoher See waren, um na< dem Feinde auszuſpähen, hatte ſih noh kein Dänenſegel blien laſſen, und die zuerſt etwas erregte Stimmung in der Burg war dadur< ziemli< beruhigt geworden. Es war ja immerhin mögli<, daß die Zwiſtigkeiten zwiſchen dem Orden und König Woldemar noch in leßter Stunde bei= gelegt worden; es wax ja au< niht unmöglich, daß die Lübeder, die wahrſcheinlich, wie immer, auf Seiten des Ordens ſtanden, mit dem ſie gleiche Intereſſen verbanden, mit ihrer ſtattlichen Flotte den Dänenkönig beſchäftigten, daß ſie ihn vielleicht ſchon geſchlagen hatten. Aber weder Bodelmann no< der Komthux glaubten daran, ſie wußten wohl, daß jeder Augenbli> den Feind bringen fönne und höchſte Wachſamkeit unbedingt erforderlich ſei.

Der Komthur gönnte fich faſt gar feine Nuhe; es gab faum eine Stunde des Tages oder dex Nacht, in der ex