Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

EE Unter dem ſchwarzen Kreuz.

nicht die Poſten revidirt oder vom Waxrtthurm aus in die Ferne geſpäht hätte. Vergebens mahnte ihn Bockelmann zur Schonung ſeiner Kräfte und erbot ſi, einen Theil feiner Pflichten zu übernehmen, da die übrigen Ritter no< zu jung und unerfahren waren und hier erſt ihre Probezeit ablegen ſollten. Es war wie ein verzehrendes inneres Feuer, was in dem Komthur loderte und ihm den Schlaf von den Augen und jede Mattigkeit aus den Gliedern ſcheuchte. Sein Cifer flößte der ganzen Mann= ſchaft Bewunderung ein und ſpornte die Wachſamkeit und die Tüchtigkeit Aller weſentlih an. Auch der Schultheiß freute ſich der feurigen Thätigkeit des Ritters, wenn er fie auh manchma! etwas einzudämmen ſuchte, und ſah in ihr die beſte Gewähr für die Zukunft.

Nux Hadwig vermochte nicht in die Lobes8erhebungen des Vaters einzuſtimmen; ihr hatte der Komthux etwas Unheimliches, und ſie wih den lodernden Blißen ſeiner Augen, mit denen er, ſo oft er ſi< unbemerkt glaubte, an ihrer Geſtalt hing, aus, wenn ſie es irgend vermochte. Sie wußte, daß es dem Ritter nah den ſtrengen Regeln feines Ordens verboten war, mit ihr, ohne das Gebot dringendſter Nothwendigkeit, auch nur ein Wort zu tau= ſchen, ſie wußte, wie ſtrenge die Zucht im Orden gerade in dieſer Beziehung wax, und deshalb erſchre>te es ſie auf das Heftigſte, daß der Komthur mehrmals die Ge= legenheit ſuchte, ſie zu ſprechen, exſchre>te es ſie umſomehr, als dies ſtets gleichſam heimlih, wie im Verborgenen geſchah. C8 wax nur ein höflicher Gruß oder eine gleih= ſam abſichtlich gleichgiltige Frage geweſen, die der Ritter