Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

254 Mannigfaltiges.

nachtsfeier nicht allein auf Blumenſhmu> in Kirche und Haus beſ<hränkt, ſondern daß ſie die Küche niht mindex in Anſpruch nimmt als den Garten, iſt allbefannt. Dex heilige Tag wird durch großartige Schmauſereien in beinahe mittelalterlicher Fülle gefeiert; in jedem nux halbwegs wohlhabenden Hauſe muß der Tiſch bis nahezu zum Brechen mit Speijen belaſtet ſein, und der nationale Plumpudding iſt an dieſem Tage ein Crfordern!iß, das ſi<h faum irgend Jemand verſagt; er gehört weſentlich mit zur Weihe des Tages. Dafür iſt es niht mehr wie ehedem obligat, daß die Weihnachtstafel jedes Wohlhabenden mit einem Wildſchweinkopfe geziert ſei, der anmuthig eine Citrone in der Schnauze hält. Zum Schluſſe no< eine Londoner Lofalſitte. Uraltem Brauche gemäß marſchiren am Diterſonntage ſämmtliche Zöglinge von Chriſt's Hoſpital in London mit dem Vorſtande und den Pedellen durch die Cityſtraßen zum Lordmayor. Von dieſem erhält jeder Zögling zwei fleine Kuchen, ein Glas Wein und ein Geldſtück zum Geſchenke, die Aelteſten eine Guinee, die Jüngeren eine halbe Guinee und die Jüngſten einen Schilling. F-: v Hellwald.

Von oben muß man anfangen. — König Friedrich Wilhelm LT. von Preußen beabſichtigte einſt, allen Bedienten ſeines Hofſtaates, hauptſächlich aber den unterſten, einen Theil der Beſoldung zu kürzen und ihnen namentlich die früheren Accidentien, als freies Holz, Licht u. ſt. w., zu entziehen“ Natürlich verurſachte dieſe Maßregel unter den davon Betroffenen große Beſtürzung und Betrübniß. Einige Tage, nachdem das Vorhaben des Königs befannt geworden, trat der Geheimrath v. Gundling, der Luſtigmacher des Monarchen, zu früher Stunde in deſſen S<hlafzimmer, ſchritt rücſſichtslos auf das Bett, worin ſich der Herrſcher noh befand, zu, und ſchob alle Stühle mit großem Gepolter bei Seite. Der dadur< aufgewe>te König öffnete die Bettvorhänge und ſragte entrüſtet : „Was, zum Henker,