Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Adolph Stre>fuß. 65

Was ex beabſichtigte, wußte er ſelbſt niht, er überließ ſich, wie oft in früherer Zeit, der Eingebung des Augen= bliés. Nux Eins wax ihm flar: ex bedurfte der Ruhe, des Alleinſeins, des gewaltſamen Losreißens von den Ban= den, die in S<hloß Oſternau ſeinen freien Willen feſſelten, um zu einer Entſcheidung über ſeine Zukunft zu kommen.

In Breslau beſorgte er zuerſt das thm dur< Herrn v. Ofternau aufgetragene Geſchäft. Der Wechſel wurde ihm pünftli<h ausgezahlt. Jm Gaſthof ſiegelte er das empfangene Geld ein und adreſſirte den Geldbrief an Herrn v. Ofternau, dann couvertirte er einen zweiten Geldbrief, den ex an den Prediger Herrn Widmann in Wermersdof adreſſirte. Ex lachte bitter auf, als er die betreffende Summe aus ſeiner Brieftaſche nahm und ſie in das Cou= vert legte.

„Es bedarf feines Begleitbriefes,“ ſagte er, indem er dem Couvert die fünf Siegel auſdrü>te. „Es iſt eine Thorheit, daß ih dies Geld abſchide, aber i< habe es Herrn v. Oſternau verſprochen, und ſo mag denn der Herr Prediger fich ſeines Glückes erfreuen !“

Ex trug die beiden Geldbriefe ſelbſt zur Poſt, dann wanderte ex bis zur Abfahrt des Mittag2zuges , der ihn dem Gebirge zuführen ſollte, ziellos dur< die Straßen der Stadt.

Er verſuchte während dieſer Wanderung ſeine Gedanken zu ſammeln, abex es gelang ihm nicht, ſie wogten <aotiſ< durcheinander. Dex Straßenlärm, die verſchiedenen Cindrücte des bewegten ſtädtiſchen Lebens verwirrten ſie nur no<h mehr, und erſt als Egon am Spätnachmittage auf

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd, TV. 5