Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Avolph Stre>fuß. 67

ein Zufall fonnte ihm Veranlaſſung zu neuen Zweifeln, zu Nachforſchungen über die Vergangenheit ſeines Hauë= genoſſen geben, und dann? Ein Zuſammenbruch des künſt= ſich aufgerichteten, auf Täuſchung, ja auf Betrug — Egon ſchämte fich dieſer Crkenntniß — begründeten Truggebäu= des war die unvermeidliche Folge. Mit Schimpf und Schande wurde der entlarvte Betrüger aus dem Schloß gejagt, verachtet von allen Denen, die ſeinem Herzen jeht ſo nahe ſtanden.

Nein, einer ſolchen Gefahr durfte ex ſich niht ausſeßben ; wenn ex zurüfehrte, mußte er ſelbſt Herrn v. Oſternau die volle Wahrheit beichten, er durfte eine Entde>ung nicht abwarten. Aber fonnte er dies thun? Fhm tönten die Verdammungsworte wieder im Ohr, welche in Schloß Oſternau von faſt allen Mitgliedern des Familienkreiſes ausgeſprochen worden waren über den Herrn vy. Ernau, Lies= cen hatte ihn einen eſenden, abſcheulichen Menſchen ge= nannt, Herr und Frau v. Oſternau hatten offen ihre Ver= achtung gegen ihn ausgeſprochen. Und ex ſollte ihnen ſagen: „Jh bin der Egon v. Ernau, den Fhr geſ<mäht habt.“ Bermochte ex die gegen ihn erhobene Anklage zu wider= legen? Ex hatte es einmal gegen Lieschen verſucht, aber iwie ungläubig hatte ſie das reizende Köpfchen geſchüttelt, wie erſtaunt, ja beſtürzt hatte ſie ihn angeſhaut. Waren niht alle dieſe Anklagen bere<htigt dur< ſein früheres Leben? Gewannen ſie niht neues Gewicht dadur<, daß er viele Wochen lang die ihm Vertrauenden getäuſcht und unter einem falſchen Namen in ihrer Mitte als ein Aben= teurer gelebt Hatte ?