Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Adolph Stre>fuß. - 69

ſelben ſich kreuzenden Erwägungen, dieſelben ſi geltend machenden Bedenken, dieſelben den ſchon feſt gewordenen Entſ<hluß wieder vernichtenden Gefühle, wel<he immer wiederktehrten.

Drei Lage wanderte ex im Gebirge umher, immer allein, immer die wenigſt betretenen, am wenigſten von hauptſtädtiſhen Vergnügungsreiſenden beſuchten Pfade wäh= lend, die Nächte verbrachte ex in entlegenen fleinen Gaſt= häuſern, die ſelten von Touriſten aufgeſucht werden; er wollte es vermeiden, vielleiht irgend einem Berliner Bez fannten zu begegnen. Bisher wax ihm dies au< gelungen, am vierten Tage ſeiner Reiſe aber wurde er Mittags beim Abſtieg über die Korallenſteine nah Hermsdorf ſehr un= angenehm überraſcht. Er ſtieg eben langſam, in tiefes Sinnen verloren vor ſich niederſ<hauend, von Stein zu Stein bergab, da wurde er aus ſeinem Träumen erwe>t durch eine heſle luſtige Stimme.

„Alle guten Geiſter loben Gott den Herrn! Wahr= haftig, das iſt ein föſtlicher Wiß! Vorgeſtern haben wir Sie begraben, Herr v. Ernau, und heute treffe i<h Sie hier freuzfidel auf dieſem ſ{<wer praktikablen Wege.“

Erſchre>{t fuhr Egon aus ſeinem Sinnen auf. Vor ihm ſtand ein alter Bekannter aus Berlin, ein Baron v. Freiſtetten, ein junger reicher Edelmann, den ex oft in Geſellſchaft getroffen und dex ihm etwas näher geſtan= den hatte, als mancher andere Alltagsbefannte. Ex hatte ſich mit dem friſchen, heiteren jungen Mann, der luſtig und ſorglos in die Welt hinein lebte, immer gern unter= haſten und ſogar eine gewiſſe Zuneigung zu demſelben ge=