Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

46 “Klippen des Glüds.

er meinte, daß er gar niht von ihnen ſcheiden könne, ohne ihnen wenigſtens- ein liebevolles Wort des Abſchiedes ge= ſagt, ohne ſie um Verzeihung gebeten zu haben dafür, daß er ſie getäuſcht hatte.

Lieschens liebliches Bild umſ<hwebte ihn auf ſeinem Wege; es ſchien ihnt zu winken, er fühlte eine brennende Luſt, wenigſtens auf einen Tag, vielleicht nur auf eine Stunde nah Schloß Oſternau zu eilen, thr Wort ſollte entſcheiden, ob ex dort bleiben, oder ob er zurü>ftehren folle na< Berlin.

Ex ging vorwärts mit immer langſamerem Schritt, der ſchwere Kampf, den er überwunden zu haben glaubte, erneuerte ſich; da aber rief er ſi das Verſprechen, welches er Freiſtetten gegeben hatte, in's Gedächtniß zurü>, er hatte ſein Wort gegeben und durfte es nicht brechen, ohne die Selbſtachtung zu verlieren. Ex mußte die Kraft haben, ſeine brennende Luſt zur Rückkehr nah Oſternau zu über= winden. Schneller ſchritt er aus und nun eilte er vor= wärts, immer vorwärts. Er hielt ſih weder in Agneten= dorf, noh in Hermsdorf auf, ein jeder Aufenthalt erſchien ihm als ein verächtliches Nachgeben. Nicht“ eher ruhte er, als bis ex auf's Aeußerſte körperlih und geiſtig ermüdet in Hirſchberg eintraf.

Jn einem kleinen, von durchreiſenden Fremden wohl nux ſelten beſuchten Gaſthof nahm er Quartier. Ex wollte von dem anſtrengenden Marſche ausruhen, aber er ver= mochte es niht, kaum hatte er ſich auf das Bett in dem feinen, ihm angewieſenen Zimmer niedergelegt, da trieb ihn die innere Unruhe, wieder aufzuſpringen. Wieder be=