Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Adolph Stre>fußp. 77

gann in ihm der Seelenkampf, es wurde ihm ſ{<hwer, un= endli<h ſ<wer, feſt zu bleiben bei dem einmal gefaßten Entſchluß; aber es gelang ihm, ſeine glühende Luſt zu überwinden, das Pflichtgefühl ſiegte über dieſe.

Er ſette ſi< an den Schreibtiſch und ſchrieb zwei Ab= ſchiedêbriefe, den eiren an den Herrn v. Oſternau, den anderen an Herrn Storting; in den lehten Brief legte er den Betrag der fleinen Schuld ein, für welchen Storting in Breëlau ſo bereitwillig die Bürgſchaft übernommen hatte. Beide Briefe trug er ſelbſt am nächſten Morgen unmittelbar vox ſeiner Abreiſe na< Bexlin zur Poſt; mit der Abſendung derſelben hatte ex ſi<h die Rü>kehr na< Schloß Oſternau abgeſchnitten. Er fühlte ſich jeht ruhiger, der Kampf wax beendet, er ſ<wankte- ni<t mehx.

19

Der Geheimrath -v. Ernau hatte ſi<h im Speiſeſalon an den fleinen runden Tiſch geſeßt, auf welchem jeht Mit= tags nurx ein einziges Couvert aufgede>t wurde. Ex liebte es niht, allein zu ſpeiſen, einige Gäſte waren ſonſt immer zu dem Punkt vier Uhr Nachmittags beginnenden Diner eingeladen — iſt do eine heitere Unterhaltung die beſte Würze eines delikaten Mahles. Weder die ausgeſuchten feinen Speiſen, no< der vortreffliche Wein wollten dem Geheimrath re<ht ſ<hme>en, wenn ex niht vergnügte Ge= ſichter um ſi<h ſah, wenn ex effen und trinken mußte, ohne dazwiſchen ein heiteres Wort zu plaudern. Er über= ſegte deshalb, während er trübſelig ſeine Suppe aß, wie viele Tage ex ſich wohl no< den Zwang auferlegen müſſe,