Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

80 Klippen des Glüds.

So ſpricht kein Geſpenſt, ſo zwanglos nimmt es keinen Stuhl und ſeßt ſih mit an den Speiſetiſch!

„Hexrx des Himmels!“ rief der Geheimrath, der no< immer niht re<t zur Beſinnung kommen fonnte. „Biſt Du es denn wirkli<h, Egon? Du lebſt?“

„Wie Du ſiehſt, Papa! J< lebe und habe einen tüchtigen Hunger. Willſt Du wohl die Güte haben, Deinem Johann zu befehlen, daß er mi<h niht länger fo albern anſtarrt, ſondern mir einen Teller bringt. Jh denke dur< mein Effen Dich und ihn vollſtändig davon zu überzeugen, daß ih noh lebe.“

Johann war ſchon überzeugt, ex eilte fort, um den Befehl zu erfüllen, und au< der Geheimrath konnte jeßt füglih niht mehr daran zweifeln, daß fein Sohn an ſei= nem Tiſche ſize. Er nahm den ſilbernen Löffel aus dem Suppenteller wieder auf, reinigle den naß gewordenen Stiel mit der Serviette, und während dieſer Beſchäftigung be= trachtete er den vom Tode erſtandenen Sohn mit einem feine8wegs freundlichen Blite.

„Du lebſt,“ ſagte er dann in einem re<t verdrießlichen Tone, „die einzige Entſchuldigung, welche es dafür geben fonnte, daß Du rü>ſichtslos mich in die größten Verlegen= heiten gebracht haſt, daß Du verſchwunden biſt faſt in demſelben Augenbli&, in welchem Deine Verlobung proz fſamirt werden ſollte, fällt dux<h Dein Leben fort.“

„Habe ih Dich in Verlegenheit gebracht, Papa ?“ fragte Egon, auf den der Vorwurf des Vaters nur geringen Ein= dru> zu machen ſchien. „Das thut mir leid; aber ich fonnte es nit vorauëſeßen, Du pflegſt ja ſonſt nicht leicht