Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

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in Verlegenheit zu kommen. So viel ih gehört, haſt Du übrigens eine re<t angenehme Zeit verlebt. Die Abwechs= lung, welche dex intereſſante, alle unſere Bekannten in Auf= ruhr bringende Skandal, die Nachforſchungen nah meinem Verbleiben, die Auffindung meinex Leiche und endlih mein Leichenbegängniß in Dein einförmiges Leben gebracht haben, muß Dir jedenfalls ganz amüſant geweſen ſein. Dex Trauer= fox, den Du am Arm trägſt, ſteht Dix vortrefflich ; ſchade, daß Du ihn nun wohl wirſt ablegen müſſen; aber ich dente, Du wirſt dafür entſchädigt werden dur< den neuen Skandal, den die Rückkehr des verlorenen Sohnes unfehl= bar erzeugen muß. Wix Beide werden mindeſtens acht Zage lang den Geſpräh2gegenſtand von ganz Bexlin bil= den, es ſtehen ja niht alle Tage die Todten aus den Gräbern wieder auf. Das Leichenbegängniß foll übrigens, ivie mir Baron Freiſtetten geſagt hat, ganz brillant, ganz Deines vortrefflichen Geſchmaces würdig geweſen ſein. Schade, daß ih niht mit dabei ſein konnte. Jedenfalls werde i< morgen nah dem Kir<hhof gehen, um mix mein Grab anzuſehen und die Blumenpracht zu bewundern, mit welcher Du es geſhmüd>t haben ſollſt. J< kann nicht umhin, Dix meinen beſten Dank dafür zu ſagen.“

„mmer derſelbe!“ murmelte der Geheimrath unwillig. „Jedes Wort ein bitterer, giftiger Spott. Du kehrſt zurü>, wie Du gegangen. “

„Biſt Du darüber erzürnt, Papa? Wir ſind doch immer ganz gut miteinander ausgekfommen. Du haſt Dich nie um mich bekümmert, und ih habe Dix niemals Un-= bequemlichkeiten gema<ht. J< denke, wix wollen es auh

Bibliothek. Jahrg, 1884. Bd. IV, 6