Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

84 Klippen des Glüds.

wiſſeſt es niht, Dein Sohn ſei ein eingefleiſchter Egoiſt, der ohne Rütſicht auf die gute Meinung der Welt, ohne Rückſicht auh auf ſeinen Vater, ganz nah eigenem Er= meſſen und eigener Luſt handle, der ſih ſelbſt um Nie= mand befkümmexre, aber au<h Niemand geſtatte, fich um ihn zu fümmern! Das ſage den Neugierigen, und wenn ſie ſih dabei nicht beruhigen, verweiſe ſie nur an mi, ich werde ihnen dann ſo antworten, daß ſie zum zweiten Male niht fragen.“

„Du wirſt Dich dadux< in der Geſellſchaft unmöglich machen.“

„Zſt mix gleichgiltig. Jh bleibe nux einige Tage in Bexlin und werde vielleicht in Jahren niht wieder hieher zurüd>fehren.“

Dex Geheimrath ließ hoh erſtaunt die Gabel ſinken und ſchaute ſeinen Sohn mit einem höchſt komiſchen Aus= dru> der Verwunderung an. Es war ihm völlig unbe= greiflich, daß ein junger reicher Mann die Abſicht haben fönne, Berlin auf Jahre freiwillig zu verlaſſen. Ex fonnte ſich vorſtellen, daß man London, Paris oder Wien auf einige Monate beſuche, um die Vergnügungen der übrigen Weltſtädte einmal zu koſten — ex ſelbſt hatte dazu nie ein Bedürfniß gehabt, aber ex konnte ſich denken, daß Andere es hätten, unbegreiflich hingegen war es ihm, wie ein Menſch, der in Bexlin leben könne, für längere Zeit, ohne dazu gezwungen zu ſein, in die Fremde hinaus= fliegen möge.

„Du willſt wieder fort?“ fragte er, ex glaubte nicht ret gehört zu haben.