Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

94 “Unter dem {warzen Kreuz.

Forſt, Herr Vater. Jh denke, die Preußen machen ihn immer no< unſicher — exzähltet Jhr nicht davon?“

„Wird wohl ſo ſ{limm nicht mehr ſein. Der Knip= rode von Schloß Schweß macht brav Jagd auf die heid= niſchen Schurken, wie ih gehört. Früher freilich, ſo vor dreißig und einigen Jahren no, da hätte ih niht mit meinem einzigen Kinde dur< den Wald reiten mögen. Aber jezt? Der Hunger müßte ihnen ſchon ſehr arg zU= ſeen, wenn ſie eine Schaar von zwölf wohlbeivaffneien Reitern angreifen ſollten.“

„Schade, ſchade, Herr Vater,“ entgegnete die Tochtex, „ith hatte mich ſchon auf ein wenig Abwechslung gefreut —“

Der Alte ſchlug ein Kreuz.

„Behüt? uns Gott und die allerheiligſte Jungfrau fiel ex ihr raſh in's Wort, „das redet fo in den Wind und weiß gar niht, was es ſagt! Komm *mal heran an unſere Seite, Veit,“ rief er dann dem hinter ihnen reitenden Knechte zu, „ſo, hieher, und nun erzähle "mal der Hadwig, wie's Dir anno domini 1819 ergangen iſt, als Dich das Sudauer Heidenvolk gepa>t hatte.“

Der Knecht verzog den Mund zu einem verlegenen breiten Grinſen und kraute ſi ſeinen Kopf, er zögerte ſichtlich.

„Nur heraus mit der Sprache!“ drängte Jener.

„Jh rede eigentlich niht gern davon, Herr Schultheiß, aber ſo Jhr und das Fräulein befehlt, mag es denn ſein. J< war alſo damals ein junger Burſch, eben erſt aus Deutſchland gekommen, two der Vater Waffenmeiſter bei dem hochedlen Burggrafen v. Tornau geiveſen, und hatte

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