Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 123

„Verwirrung über Verwirrung!“ rief Karl. „F< war als Arzt mit einem livländiſchen Baron auf die Güter deſſelben gegangen, aber ‘als ex na< zwei Jahren ſtarb, nach Deutſchland zurückgekehrt. Unterdeſſen waren Deine Eltern verzogen und Deine Schweſtern hatten ſi< na< ent= fernten Orten verheirathet. Meine Pflegemutter, die mi< erzogen und mir vorwärts geholfen in der Welt, lag im Sterben, und ſtarb mir auh wirklich unter den Händen. Shre kleine Habe war aufgezehrt, meine geringen Erſpar= niſſe waren verloren gegangen mitſammt meiner übrigen Habe, als man mir bei der Heimreiſe den Koffer vom Wagen ſtahl. Jh, der Doctor medicinae et chirurgiae, ih, der Mann, der aus ſeinem Staat¿examen mit der Cenfur „vorzüglich“ hervorgegangen war, ich, der praftiſche Arzt und Geburtshelfer, ſtand na> und bloß auf dem Pflaſter der Hauptſtadt und beneidete den Holzha>er, Der um die Mittagszeit auf irgend einer Treppe ſaß und mit dem beſten Appetit aus dem braunen Henkeltopfe die mit Peterſilie beſtreuten Brüßhfartoffeln herauslöffelte, welche die neben ihm fißende Frau ihm zum Mittagsmahle bez reitet hatte. Ach, der Appetit fehlte mix niht, im Gegen= theile, mir fehlte nux die Ausſicht, ihn in allernächſtex Zeit befriedigen zu können.

Meinen Lieblingswunſh, mi<h an der Univerſität zu habilitiren, mußte ih unter folhen Umſtänden aufgeben. F< bewarb mich um mehrere Stellungen, theils als Armen=arzt, theils als Hilfsarzt an Hoſpitälern, ſie waren ſämmîtlich vergeben.

Eine Hoffnung, eine lette, blieb mix no<! Eine