Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

124 Wandlungen,

wiſſenſchaftliche Abhandlung, welche ih in Rußland aus= gearbeitet, hoffte ih bei einem Verleger verwerthen zu fönnen. Jndeß auch dieſer Plan ſ{<hlug fehl, ſo daß ih faſt in Verzweiflung gerieth.

So ſ<hritt ich eines Tages, tief in Gedanken verſunken, quer über die Straße meiner Wohnung zu. Da pate mich plößlih eine Männexfauſt an dem Kragen meines Rotes, riß mich mit ſtarker Hand zurü>, und eine fräf= tige Baßſtimme ſchalt auf mich ein:

„Hexr, in drei Teufels Namen, wollen Sie ſi< denn mit aller Gewalt rädern laſſen? — Schrumm !“

Jh taumelte zurü> und wäre in der Ueberraſchung zu Boden gefallen, wenn die Hand meines Retters mich nicht gehalten hätte. Hart neben uns rollten in ſchnellem Trabe die Wagen vorüber, die mich ohne ſein rechtzeitiges CEin= greifen ſicher überfahren haben würden. Faſſungslos und wie aus einem tiefen Traume r= wachend, ſtarrte i< meinen Lebensretter an, in welchem 1 ſofort an dem ausgeſtoßenen Wörtlein: „Schrumm !* unſeren alten Studiengenoſſen Freiherrn v. d. Nahe er= fannte — ein Wörtlein, welches ihm früher f<hon deu gleichen Spißnamen unter uns eingetragen hatte. Er hielt mich no< immer feſt gépa>t und rief jeht ſtaunend:

„Hilf Himmel, Karl, biſt Du es? Menſch, wie fiehſt Du aus 2“

F< wax keines Wortes mächtig. Schrumm {ob kalt= blütig ſeinen Arm unter den meinigen und ſprach: „Fomn? mit mir!“

Willenlos fügte ih mic ſeiner Aufforderung. Stumm