Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

152 : Wandlungen.

Dex alte Herr betrachtete mi mit leuhtenden Augen, ſchüttelte mir fräftig die Hand und ſagte:

„Doktor, Sie find ein braver Junge, ein ganzer Kerl! Das gefällt mir. Aber ſelbſt, wenn Sie niht eintreten wollen in eine große Familie, fo müßte es Jhnen doh Freude machen, Jhrer Eltern Namen zu wiſſen und ſi< ſelbſt ſagen zu können: Auch wenn ih meiner Eltern Namen nicht führe, ih kenne ihn doh und will ihm Ehre machen! Sehen Sie, Doktor, da habe i< in Berlin einen großen Kreis von Freunden und Bekannten, und Unter diefen auh Solche, welche ſi< mit dem Studium der Heraldik gar emſig befaſſen. Da müßte es do< mit dem Teufel zugehen, wenn die niht aus ihren Büchern heraus= finden ſollten, wel<hen Familien Fhr Vater und Jhre Mutter angehörten. Vertrauen Sie mir einmal Fhre Ringe und Medaillons an, ih hoffe, wir werden das bald heraus bringen. Wollen Sie, Doktor?“

F< erwiederte: „Wenn Eure Excellenz wünſchen, warum ſollte ih Jhnen niht meine einzigen Beſitthümer anver= trauen? Von Herzen gern! J< fürchte nux, die Entz de>ung, ſelbſt wenn ſie gelingt, wird niht zu meiner Befriedigung ausfallen, ja mir vielleicht den, inneren Frie= den rauben und mi<h in Widerſtreit mit meinem eigenen Herzen bringen. Weiß ih erſt, welchen Familien mein Vater und meine Mutter entſtammten, würde ih dant niht au< weiter gehen und erfahren wollen, welchem Zweige derſelben? Würde ich dadur< nicht unwillfürlih zu der Forſchung getrieben werden: Welche Beſißthümer hatten ſie und wer beſißt jeht das Erbe, das von Recht8=