Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

154 Wandlungen.

von vorn anfangen, und es ging im Hauſe gewaltig knapp her. Der Knecht und die Magd, welche fi ein paar Tage ſpäter wieder einfanden, wurden entlaſſen; man hätte ſie nicht ernähren können. Der Vater aber und die beiden Söhne gingen water an die Arbeit, und die beiden T= ter ſchafften unverdroſſen mit, im Haufe und auf dem Felde.

Die älteſte Tochter Lisbeth war es, welche ſi< meiner mütterlih angenommen hatte. Sie war eine verheirathete Frau und dur die Kriegsverhältniſſe veranlaßt worden, an den väterlichen Herd zurü>zukehren. Sie hatte einige Fahre vorher einen jungen Mann kennen gelernt, einen Preußen, der aus Potsdam gebürtig war, und in einer bedeutenden Drueterei zu Leipzig als Seher arbeitete. Nach= dem Beide ſich verheirathet hatten, war ſie ihm in ſeine Vaterſtadt gefolgt, woſelbſt ſeine Eltern ein kleines Häus= chen beſaßen. Dort zogen auch die jungen Cheleute ein, und der junge Mann arbeitete weiter in feinem Geſchäfte. So verſtrih nahezu ein Jahr; da erſchien der Aufruf Friedrich Wilhelms Il.: „An mein Volk!“ Den jungen Mann hielt es nicht länger mehx hinter ſeinen Sebkäſten, die allgemeine Begeiſterung hatte auch ſein Herz entflammt, und obwohl er in wenigen Monaten die Ausſicht hatte, ein glüdlicher Vater zu werden, riß er ſih dennoh Tos von den klagenden Eltern, dem innig geliebten Weibe, und ſtellte ſich freiwillig.

Als Lisbeth ſah, daß weder ihre Bitten, noh ihre Thränen ihn von dem gefaßten Entſchluſſe zurü>halten fonnten, da flehte ſie ihn an: „Laß mich zurü>tkehren in