Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 155

mein Vaterhaus, ih würde hier unter den fremden Leuten vor Gram vergehen! Wenn Du zurücfommſt aus dem Kriege, dann hole mi< dort, oder ſchreibe mix, daß i< fomme. Bitte, bitte, laß mich ziehen, ih habe Sehnſucht na den Meinen in dieſer ſ{<re>lichen Zeit. Dort twill ih Gott bitten bei Tag und bei Nacht, daß ex Dich in ſeinen gnädigen Schuß nehme und bald geſund wieder heimkehren laſſe zu Deinem armen Weibe und Kinde |“

Lisbeth kehrte heim zu den Jhren, um dort ſowohl des Weibes höchſtes Glück kennen zu lernen, als au<h des Lebens höchſte Bitterkeit zu erdulden. Sie wurde Mutter eines ſ<önen, lieblichen Knaben, um denſelben zwei Monate ſpäter unter den ſ<werſten Schre>niſſen des Kriegselendes wieder zu verlieren. Noch waren ihre erſten S<hmerzenZ= thränen nicht verſiegt, da fand ſie mi<h und legte mi<h an ihre Bruſt, um nimmer wieder von mix zu laſſen. Möge Gott ihr vergelten, was ſie an mir gethan. J< habe es [eider niht gefonnt, wie ih es als mein höchſtes Glüd gewünſcht hätte!

Bon ihrem Manne kamen aus Frankreich nur ſpärliche Nachrichten. Sie lauteten tröſtlich über ſein Befinden, aber ſeine Wiederkehr verſchob ſih von Monat zu Monat, von Fahr zu Jahr. Da floß manche ſtille Thräne der Weh= muth und des Kummers, und unter dieſen Thränen bin ih ſtark und kräftig herangewachſen bis in mein drittes SaHL,

Dann trat eines Tages gegen das Ende des Jahres 1815 ganz unverhofft ein prächtiger, hochgewachſener, blühen= der Kriegsmann in unſere Thüre, dem Lisbeth jauhzend