Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

156 Wandlungen.

und weinend an die Bruſt flog, und wenige Tage ſpäter trug mein Pflegevater mi< auf ſeinen kräftigen Armen hinaus vor die Thüre und hob mich in einen Planwagen, in welchem Lisbeth ſaß, wir fuhren davon — und den alten Großvater, ſeine beiden Söhne und die liebe Tante Minna ſah ih niemals wieder.

Jh weiß niht, um wie viele Tage ſpäter wir dann in Potsdam ankamen und dort wieder die frühere Wohnung meiner Pflegeeltern bezogen; jedoch erinnere ih mi< dunkel noh der beiden Eltern des Pflegevaters, welche ein Jahr oder anderthalb na< unſerem Einzuge ſtarben. Das iſt die früheſte Erinnerung, welche ih an irgend eine Perſönlichkeit mir bewahrt habe.

Ï Aber die Großeltern waren es niht line welche ex= frankten und ſtarben. Auch mein Pflegevater, der doh [o ſtark und fräftig aus dem Kriege zurü>gekfommen war, fing bald zu fränkeln an, wurde immer ſhwächer und ſ<wächer, ſo daß er endlich das Bett niht mehr verlaſſen konnte. Er ſtarb, als i< gerade ſe<8 Jahre alt geworden war.

Auch ex hatte mich zärtlih geliebt und ſi<h viel mit mix beſchäftigt bis zu den leßten Tagen ſeines Lebens hin; und als er geſtorben, war i<h ſoweit {hon im Leſen, Schreiben und Rechnen vorgeſchritten, daß ih niht mehr eine Vorbereitungsſchule zu beſuchen brauchte, ſondern ſo= gleich in die Sexta des Gymnaſiums aufgenommen werden konnte,

Der gute alte Rektor Büttner wies mi<h zuerſt ab, weil ih no< viel zu jung ſei. Als aber die Mutter in ihrer Trauerkleidung gar nicht abließ ihn zu bitten, mich