Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.

Novelle von Adolph Katſch. 15

doh nur ein ganz klein wenig examiniren zu wollen, ent= ſ<hloß cr fi endlih doh dazu. Und je mehr ex fragte, und je mehr i< antwortete, um ſo häufiger klopfte ex mix beifällig mit der Hand auf Kopf und Schultern und ſagte: „Bravo, mein Söhnchen, bravo mein Söhnchen !“

Dann aber klingelte er dem alten Pedell Neutöber und beauftragte ihn, den Herrn Konrektor Bauer und den Herrn Subrektor Schmidt herbeizurufen, und als die beiden Herren erſchienen waren, begann die Prüfung von Neuem. Darauf traten die drei Herren zuſammen zu leiſer Be= rathung, und das Reſultat ihrer Beſprechung tvar, daß ih angenommen wurde und als wohlbeſtallter Sextaner an der Hand meiner vor Freude weinenden Pflegemutter wieder na< Hauſe ſchritt.

Was ſoll ih aber nun weiter no< von meinem Schulz und Univexrſitätsleben ſagen? Durch die Krankheiten und Todesfälle war das fleine Häuslein ſo tief verſchuldet tvor= den, daß die Mutter daſſelbe verkaufen mußte. Sie ſaß Zag und Nacht emſig bei der Näharbeit, ih aber ſludirte fleißig. Als ih bis na<h Quarta gekommen wax, begann _i< ſ{<hon damit, einigen meiner Mitſchüler, namentli<h ſolchen aus den unteren Klaſſen, Nachhilfe zu ertheilen. Damals bekam i< freili< nux einen Silbergroſchen für die Stunde, ſpäter zwei und einen halben, und als Priz manex ſogar fünf. Das war allerdings nicht viel, aber ih that es gern und freute mi<h über den Verdienſt ,- den wir gar nöthig brauchten. Als Primus omnium verließ ih die Schule, mit einem ausgezeichneten Zeugniſſe verz ſehen, um in Bexlin Medicin zu ſtudiren.